„Das Gedenken ist auch eine Erinnerung daran, dass nichts in unserem Leben garantiert ist: nicht der Frieden, nicht die Familie, und auch nicht die Sicherheit, dass sich jemand an uns erinnern wird, wenn wir Abschied von der Welt nehmen“, so begrüßte Amelia Podgorska am Volkstrauertag die zahlreichen Anwesenden, die an der Gedenkfeier der Stadt Celle teilnahmen. Gemeinsam mit anderen Schülerinnen und Schülern des bilingualen Geschichtskurs des 12. und 13. Jahrgangs des Hermann-Billung-Gymnasiums gestaltete sie die Veranstaltung im Celler Stadtpark am Ehrenmal.
Zuvor hatten Mahdi Akhlaghi, Pauline Berghorn, Stina Maili Klaus, Sophia Kukuk, Raphael Künstler, Amelia Podgorska und Enya Rothberger den Waldfriedhof besucht, auf dem 976 Kriegstote des Zweiten Weltkriegs begraben liegen – darunter deutsche und ausländische Soldaten sowie Zivilisten. Etwa 20 Einzelschicksale wurden recherchiert, um diesen Menschen Namen und Persönlichkeit zurückzugeben.
Die Recherche bezog sich ausschließlich auf Zivilisten. Rund 55 Prozent aller Opfer im Zweiten Weltkrieg waren keine Soldaten, sondern Frauen, Kinder und Männer außerhalb der Armee. Auch auf dem Waldfriedhof handelt es sich bei den meisten Kriegstoten um Zivilisten.
In sehr persönlichen Texten – darunter ein Brief an die mit 22 Jahren verstorbene Waltraud Neika sowie ein fiktives Gespräch mit Richard Pollex, der 83 Jahre alt wurde – wurde beispielhaft an die Opfer erinnert.
Die Gruppe betonte zum einen die Wichtigkeit, an Kriegstote, Opfer von Gewalt und die Folgen von Krieg und Terror zu erinnern, und zum anderen die Verantwortung, Erinnerungskultur wach zu halten und aktiv gegen Ausgrenzung und Hass und für ein friedliches Miteinander einzutreten.
Zum Gedenken an die Opfer aller Kriege wurden Kränze von der Stadt Celle, dem Volksbund, der Bundeswehr und weiteren Institutionen am Ehrenmal niedergelegt.
Anschließend ergaben sich im Foyer des Rathauses viele Gespräche zwischen den Billungern und den Zuhörern – über eigene Erfahrungen, Familienangehörige und die Rechercheergebnisse. Diese Begegnungen machten noch einmal deutlicher, wie wichtig der Volkstrauertag und die Erinnerungskultur Deutschlands sind.
Musikalisch wurde die Veranstaltung von einem Bläserensemble der Kreismusikschule Celle begleitet. Neben Bürgerinnen und Bürgern nahmen auch Vertreterinnen und Vertreter aus Verwaltung, Politik, Bundeswehr und Institutionen teil, darunter Landrat Axel Flader und Oberbürgermeister Dr. Jörg Nigge.
Eine begleitende Ausstellung mit den Rechercheerkenntnissen ist ab sofort im Rathausfoyer zu sehen.
Text: Enya Rothberger, Petra Höxtermann
Fotos: Matthias Klein, Petra Höxtermann