Euthanasie im Kinderkrankenhaus
Ein Vortrag von Andreas Babel, der den Schülerinnen und Schülern des 12. Jahrgangs im Gedächtnis blieb
Am 1. Februar 2023 besuchte der Celler Journalist Andreas Babel das HBG. Er berichtete dem 12. Jahrgang von seinen Erkenntnissen über die Kindermorde in einem Hamburger Kinderkrankenhaus ab den 1930er Jahren. Mit seiner sechsjährigen Recherche konnte Babel erschreckende Geschehnisse enthüllen.
Zu Beginn war der Begriff „Euthanasie“ den meisten Schülerinnen und Schülern unbekannt.
Er definiert im medizinischen Sinne die Erleichterung des Sterbens durch Schmerzlinderung bzw. die Herbeiführung des Todes bei unheilbar kranken Menschen. In welch erschreckender Art und Weise im nationalsozialistischen Deutschland „Euthanasie“ missbraucht wurde, machte Babel mit seinem fesselnden Vortrag deutlich.
Ab den 1930er Jahren wurden Kinder, die durch eine Behinderung in ihrem Alltag eingeschränkt waren, vorerst aus gesundheitlichen Gründen und nichtsahnend in das Kinderkrankenhaus Rothenburgsort in Hamburg gebracht. Dort entschieden sich einige Krankenschwestern dafür, die betroffenen Kinder mithilfe von Medikamenten, die tödliche Substanzen enthielten, umzubringen. Die Ursache dieses grausamen Vorgehens basierte auf einem durch die frühen Nationalsozialisten verfassten Formular. Hiermit wurde zum Töten von Kindern aufgerufen, die aufgrund ihrer Einschränkungen nicht dem Idealbild der nationalsozialistischen Ideologie entsprachen und somit keinen Nutzen für die Gesellschaft hatten. Innerhalb seiner ausgiebigen Recherche konnte Babel eine ehemalige Krankenschwester, welche in dem besagten Kinderkrankenhaus arbeitete, ausfindig machen. Doktor Helene Sonnemann arbeitete über einige Jahre im Kinderkrankenhaus Rothenburgsort und wirkte hier bei zahlreichen Ermordungen von Kindern mit. Später lebte sie in Celle und leitete die Kinderklinik im Allgemeinen Krankenhaus Celle. Auch nach der Zeit in Hamburg änderte sich ihre Einstellung gegenüber behinderten Kindern nicht. Babel stellte einige Berichte vor, in denen Zeugen von den erschreckenden Aussagen Sonnemanns erzählten. Die Tatsache, dass solch grausame Geschehnisse in unmittelbarer Nähe stattfanden, löste große Betroffenheit bei den Zuhörerinnen und Zuhörern aus. Für einen Gänsehautmoment sorgte der Journalist mit einem Bericht über eine Frau, die erst durch seinen Vortrag den wahren Todesgrund ihres Halbbruders erfuhr.
Der Begriff „Euthanasie“ wurde damals also als Vorwand benutzt, um die geplante Ermordung der betroffenen Kinder vor der Öffentlichkeit zu verheimlichen. Aus diesem Grund sollte „Euthanasie“ als Begriff heute vermieden werden.
Durch seinen fesselnden Vortrag löste Andreas Babel bei den meisten Schülerinnen und Schülern eine tiefe Ergriffenheit aus.
Der Aufklärung dieses Themas sollte deutlich mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden.
Josefine Lienau, Q1